Weit denken – regional produzieren

Bild

Der vollständige Artikel ist im Zürioberland Magazin vom 25. Oktober 2024 erschienen.

Jetzt kostenlos abonnieren

In der Schweiz gibt es aktuell etwa 18'500 zertifizierte Regionalprodukte. Rund 500 davon stammen aus dem Zürcher Oberland. Diese Produkte werden mit Sorgfalt und Leidenschaft hergestellt und durchlaufen eine Zertifizierung. Erfahren Sie mehr über die Kriterien für diese Produktemarke und zur Organisation dahinter.

Schweizer Konsument:innen kaufen laut einer Umfrage der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) immer mehr Regionalprodukte – fast drei Viertel von ihnen wöchentlich. Mittlerweile werden dafür 8 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsbudgets ausgegeben, Tendenz steigend. Bei 88 Prozent der Konsument:innen haben Regionalprodukte ein positives Image: Saisonalität, Frische durch kurze Transportwege, Tierwohl oder Unterstützung des lokalen Gewerbes werden den Menschen hier gemäss der Studie immer wichtiger. Schweizweit produzieren 2800 Betriebe rund 18’500 zertifizierte Regionalprodukte – meist Lebensmittel, aber auch Holzartikel, Pflanzen oder Textilgüter.

«regio.garantie» – regionale Zutaten und Wertschöpfung
Das Gütesiegel «regio.garantie» kennzeichnet diese zertifizierten Regionalprodukte schweizweit. Die Marke garantiert, dass die Rohstoffe in der jeweiligen Region gewonnen und verarbeitet werden. Ein nicht zusammengesetztes Produkt, wie zum Beispiel Milch, stammt zu 100 Prozent aus der genannten Region. Ein zusammengesetztes Produkt, wie etwa Brot, besteht zu mindestens 80 Prozent aus lokalen Zutaten, wovon der Hauptinhaltsstoff vollständig regional sein muss. Zudem müssen mindestens zwei Drittel der Wertschöpfung in der Region anfallen. Das sind die Voraussetzungen, um ein Produkt mit dem Schweizer Gütesiegel «regio.garantie» in Kombination mit der entsprechenden, postleitzahlgenau definierten Regionalmarke zu kennzeichnen. Aber wer legt nun diese Kriterien fest?

Bild

Der Verein Schweizer Regionalprodukte besteht aus vier Organisationen, denen rund 30 Regionalmarken wie beispielsweise «us em ZÜRIOBERLAND» angeschlossen sind.

Verein Schweizer Regionalprodukte mit 30 Regionalmarken
Hinter dem Label steht ein ganzes Netz an Akteur:innen. Die Richtlinien stammen vom Verein Schweizer Regionalprodukte. Dieser besteht aus vier Organisationen, denen insgesamt rund 30 Regionalmarken schweizweit angeschlossen sind. Auch die SZO mit ihrer Marke «us em ZÜRIOBERLAND» gehört dazu. Sie ist der Organisation «Das Beste der Region» (DBR) angegliedert – genauso wie 17 weitere Regionen, vorwiegend aus dem deutschsprachigen Mittelland und der Innerschweiz.

«us em ZÜRIOBERLAND»
Zertifizierte Zürcher Oberländer Produkte gibt es seit 2012 und es werden immer mehr: «Aktuell tragen rund 500 Produkte die Marke ‹us em ZÜRIOBERLAND›», bestätigt Sabrina Honegger, Leiterin Geschäftsfeld Regionalprodukte bei der SZO. «Neben einigen Holzartikeln sind es vor allem Lebensmittel wie Käse, Joghurt, Honig und Getränke wie Wein oder Tee, die von 30 Produzierenden hergestellt werden.» Allein diese Betriebe schaffen rund 400 Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region. Zusätzlich agiert dahinter ein Netzwerk von über 400 weiteren zuliefernden Betrieben wie Landwirtinnen oder Zwischenverarbeiter. Ein Regionalprodukt hat auf den zweiten Blick also weit grössere Auswirkungen als auf den ersten. «Damit wird klar, dass Konsument:innen nicht nur von ökologischen Vorteilen wie Saisonalität oder Frische profitieren, sondern auch viel zur lokalen Wertschöpfung beitragen», erläutert Sabrina Honegger. «In der so oder so schon kleinen Schweiz stellt sich manchmal die Frage, weshalb es denn ein derart feinmaschiges Regionalproduktenetz braucht. Aber man muss hier etwas weiterdenken: Es ist kaum anzunehmen, dass jemand vom Zürcher Oberland nach Genf zur Arbeit pendeln möchte.»

Bild

An den jährlichen Treffen der Regionalprodukte- Produzierenden werden unter anderem die verschiedenen Instrumente zur Innovations- und Absatzförderung thematisiert.

Win-win: Auch Produzierende profitieren
Die zertifizierten Regionalprodukte schaffen eine klare Win-win-Situation – denn auch für die Produzierenden bietet die Produktemarke viele Vorteile: Sie profitieren von neuen Absatzkanälen, im Zürcher Oberland zum Beispiel über den Shop der SZO oder bei Detailhändler:innen. Zudem können Sie vergünstigt an Messen teilnehmen, Werbung schalten und erhalten Absatzfördergelder vom Bund, welche die Zertifizierungskosten deutlich übersteigen. «Nicht zuletzt profitieren sie auch von einem wertvollen Netzwerk», ergänzt Sabrina Honegger. «Viele Produzierende haben ähnliche Herausforderungen – ein Austausch hilft da so manchen. Es ist vielmehr ein Miteinander als Konkurrenzideologie, denn von mehr Regionalität profitieren letztlich alle.»

Zürcher Oberland als Vorreiter
Die SZO engagiert sich seit über zehn Jahren für Regionalprodukte und hat im Schweizer Netzwerk in den letzten Jahren eine Vorreiterrolle eingenommen. So ist Sabrina Honegger seit 2020 im Vorstand der überregionalen Organisation DBR und verleiht dem Zürcher Oberland damit eine gewichtige Stimme. Sie und die SZO waren es auch, die anfangs 2023 das innovative IT-System «echtregional.swiss» lancierten, das die Zertifizierung von Regionalprodukten schweizweit digital möglich und damit wesentlich einfacher und günstiger macht. Dafür wurde die SZO sogar mit dem nationalen Standortförderungspreis ausgezeichnet. Mittlerweile erfassen bereits neun Regionalmarken ihre Produzierenden über das digitale System. «Wir konnten die Zertifizierungshürden mit dem Tool massgeblich senken und motivierten so Betriebe, die zuvor den Aufwand scheuten», so Honegger. Deshalb geht sie davon aus, dass die Anzahl zertifizierter Regionalprodukte zukünftig deutlich steigen wird. «Das System haben wir bewusst so entwickelt, dass es nicht nur regional, sondern schweizweit genutzt werden kann.» Ganz nach dem Motto «Weit denken – regional produzieren».