Ein gezielt entfachter Sturm eröffnet das Drama und wirft königliche Schiffbrüchige an die Ufer einer kargen Insel. Hier soll altes Unrecht gesühnt werden. Die vertriebene Herzogin Prospera hält mit Zauberkräften die Fäden in der Hand und das Schicksal der Figuren scheint seinen Lauf zu nehmen an diesem typisch shakespearschen Ort im Nirgendwo, wo alle Beteiligten wie unter der Lupe ihre urmenschliche Dringlichkeit entfalten.

Die Neuankömmlinge verlieren sich in Macht- und Mordfantasien, zu denen unter anderem der moralisch unbelehrbare Inselbewohner Caliban anstiftet, und Prosperas Luftgeister säen gezielt Streit und Verwirrung. Doch als sich Prosperas Tochter und der schiffbrüchige Prinz von Mailand begegnen, kann sich die mächtige Zauberin zu einem grossen Schritt entschliessen.

Shakespeares letztes Drama entlarvt nicht ohne Zynismus menschliche Schwächen und zeichnet ein zunächst pessimistisches Menschenbild. Es erzählt aber auch vom Wunsch nach Freiheit und von Vergebung und Liebe, auf die trotz aller menschlichen Unzulänglichkeiten gesetzt werden muss.