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Kraft tanken auf dem Faltigberg

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Dieser Artikel ist auch im Zürioberland Magazin vom 24. Oktober 2025 erschienen.

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Die Klinik Wald der Kliniken Valens hat eine lange und bewegte Geschichte hinter sich. Gegründet 1898 als Tuberkulose-Sanatorium, hat sich die Klinik immer wieder neuen Herausforderungen gestellt und ist so am Puls der Zeit geblieben. Heute steht die Klinik vor einem wichtigen Neubauprojekt.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war die Tuberkulose, eine bakterielle Lungenerkrankung, auch in der Schweiz weit verbreitet. Vor der Entwicklung eines Impfstoffs und wirksamer Antibiotika wurde die Krankheit vor allem mit Ruhe, guter Ernährung und frischer Luft behandelt. Zu diesem Zweck wurden in der Schweiz Sanatorien und Höhenkliniken gebaut – so auch in Wald: Im Herbst 1898 wurde die Zürcher Heilstätte Wald eröffnet. Die meist nebelfreie Lage auf rund 900 Metern Höhe mit viel Sonne und frischer Luft machte den Faltigberg geradezu prädestiniert für eine Lungenklinik. Damals wie heute schätzen Patient:innen ebenso wie Mitarbeitende die Ruhe, die zahlreichen Sonnenstunden und die Aussicht auf Hügel, Berge und Zürichsee.

Umwandlung in Klinik für Rehabilitation
Mit der Entdeckung des ersten wirksamen Tuberkulose-Medikaments und der Einführung der BCG-Impfung, die vor allem Kinder vor schweren Verlaufsformen schützen sollte, gelang es in den 1940er-Jahren, die Tuberkulose in der Schweiz wirksam zu bekämpfen. Entsprechend verzeichneten die Sanatorien immer weniger Patient:innen, und auch die Heilstätte Wald hatte mit dem Rückgang zu kämpfen. Man reagierte darauf mit einer neuen Spitalabteilung. 1967 wurde aus dem «Sani», wie die Walder:innen die Klinik auch heute noch nennen, die Zürcher Höhenklinik Wald, eine Spezialklinik für Lungenkrankheiten, Innere Medizin und Rehabilitation. Eine Kompletterneuerung von 1982 bis 1991 machte die Höhenklinik bereit für die Anforderungen an eine moderne Rehabilitation. 2012 stellte der Stiftungsrat die Schliessung der Klinik auf dem Faltigberg bzw. die Umsiedlung ans Spital Uster zur Debatte. Die Gegenwehr seitens der Gemeinde und privater Akteur:innen war gross. Der engagierte Einsatz zum Erhalt des Standorts zeigte Wirkung: 2014 entschied die Stiftung Zürcher Höhenklinik Wald, den Standort auf dem Faltigberg beizubehalten.

2023 fusionierten die Zürcher RehaZentren, die neben der Klinik in Wald auch jene in Davos und Zürich-Lengg betreiben, mit den Kliniken Valens. Seither ist die Stiftung Kliniken Valens mit insgesamt 940 Betten und rund 2200 Mitarbeitenden die grösste Reha-Anbieterin in der Schweiz.

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Damals wie heute schätzen Patient:innen ebenso wie Mitarbeitende die Ruhe, die zahlreichen Sonnenstunden und die Aussicht von der Rehaklinik Wald auf Hügel, Berge und Zürichsee.

Rekurse gegen Neubauprojekt
Schon länger ist klar, dass die Klinik Wald erneuert werden muss: «Die Klinikinfrastruktur entspricht nicht mehr modernen Standards und kann wegen der anstehenden Investitionen zukünftig nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden», erklärt Dr. Till Hornung, CEO der Kliniken Valens. Seit mehr als zehn Jahren wird deshalb ein Neubau auf dem Faltigberg geplant. «Eine Sanierung am bestehenden Standort macht keinen Sinn, nur schon auf Grund der Gebäudeform: Mitarbeitende und Patient:innen haben zu lange Wege. Zudem hätte ein Neubau am bestehenden Standort die mehrmonatige bis mehrjährige Schliessung der Klinik zur Folge», so Hornung. Er stellt klar: «Der geplante Neubau wird nicht grösser, sondern hat gleich viele Betten wie bisher. Die alte Klinik wird rückgebaut, und das Gelände vollständig renaturiert.» Für das Neubauprojekt erteilte die Gemeinde Wald im Juli 2024 die Baubewilligung, Rekurse verhinderten aber einen Baustart. Anfang 2025 reichte die Stiftung Kliniken Valens ein überarbeitetes Baugesuch ein. Im Oktober 2025 waren auch dagegen Rekurse hängig.

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Dr. Till Hornung

CEO Kliniken Valens

«Eine wohnortnahe Rehabilitation ist zeitgemäss, denn Angehörige sind eine wichtige Ressource im Reha-Prozess.»

Grösste Arbeitgeberin der Gemeinde
«Der Baustart könnte sich wegen der Rekurse um bis zu fünf Jahre verzögern – und den Betrieb der bisherigen Klinik bis dahin wirtschaftlich und unter Einhaltung moderner Rehabilitationsstandards aufrecht zu erhalten, wird sehr schwierig werden», erklärt CEO Hornung. Er betont die Wichtigkeit des Standorts: «Nicht alle Zürcher:innen bekommen bei Bedarf einen Reha-Platz im Kanton, sondern müssen in Kliniken in anderen Kantonen ausweichen. Man weiss aber, dass eine wohnortnahe Rehabilitation wichtig ist: Der Besuch von Angehörigen und Freund:innen ist ein wichtiger Faktor und verkürzt die Reha-Zeit.» Doch auch für die Standortgemeinde Wald hat die Klinik eine immense Bedeutung – unter anderem als grösste Arbeitgeberin der Gemeinde: So arbeiten aktuell knapp 400 Mitarbeitende auf dem Faltigberg. Die Walder Bevölkerung steht grösstenteils hinter den Neubauplänen, der Rückhalt des «Sani» ist im Dorf noch immer sehr gross. Zudem ist die Reha-Klinik vollständig ausgelastet, und sie wurde vom Kanton als versorgungsrelevant eingestuft. Eine Schliessung kommt gemäss Till Hornung deshalb trotz der aktuell verfahrenen Situation nicht in Frage: «Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unseren Patient:innen, und diese werden wir selbstverständlich wahrnehmen.» Wie es weitergeht, ist aktuell offen. Die Reha-Klinik Wald wird sich jedoch auch den aktuellen Herausforderungen stellen – so, wie sie es schon seit 1898 tut.